The International Ez Zantur Project
Preliminary Report on the 2002 restoration season at ez Zantur
by Bernhard Kolb and Ueli Bellwald
VI. Ez Zantur IV: Restaurierungsarbeiten – Die Massnahmen im Einzelnen
Die Restaurierung des Mauerwerks
Der grösste Teil des Mauerwerks in der Villa ist als Trockenmauerwerk errichtet worden, d. h. die Blöcke der Aussenschalen sind nur in Sand eingebettet, und der Mauerkern besteht aus Bruchstein, Kies und Sand. Nur gerade statische Primärstrukturen wie Pfeiler oder Bauteile, die mit der Wassernutzung in Verbindung standen, wurden in Mörteltechnik ausgeführt. Eines der grössten Konservierungsprobleme war die Sicherung der nur mit Sandbettung aufgeführten Mauerpartien. Versuche mit verschiedenen Mörteltechniken zeigten, dass dadurch das ästhetische Erscheinungsbild des Mauerwerks unverhältnismässig stark beeinträchtigt wurde; zudem erschwerte diese Technik die Unterscheidung von in situ ausgegrabenem Bestand und Ergänzung. Aufgrund einer umfangreichen Testreihe konnte schlussendlich eine Methode entwickelt werden, welche es erlaubte, die Sandbettung und die Sandverfugung des Mauerwerks zu konservieren. Dazu wurde in den zu sichernden Partien der Sand einschliesslich der grösseren Zuschläge wie Kies und Scherben mit kleinen Spateln ausgekratzt, mit einem eigens für diese Aufgabe entwickelten Acrylbinder vermischt und wieder eingebracht. Zum Schluss wurden die Fugen mit einer Drahtbürste aufgerauht. Fehlende Partien im Mauerwerk, die ergänzt werden mussten, wurden zur deutlichen Unterscheidung von den in situ ausgegrabenen Beständen mit Kalkmörtel ausgefugt. Um eine farbliche Integrierung der Kalkfugen zu erreichen, wurden dem Kalkmörtel Farbpigmente beigemischt.
Grundsätzlich wurden alle Mauerpartien mit ausgegrabenen Werkstücken, d. h. in Form einer Anastylose, ergänzt. Nur gerade einzelne wenige Werkstücke, die für die Aussagekraft spezieller Ergänzungen notwendig waren, insbesondere im Bereich von Türgewänden, mussten vom Chefrestaurator neu gehauen werden. Alle vorgenommenen Ergänzungen in Form einer Anastylose gingen stets vom höchsten erhaltenen Punkt der Mauerzüge rund um den entsprechenden Raum aus. Ziel der Eingriffe war stets, die Mauerzüge derart zu ergänzen, dass ihr Verlauf dem Besucher unaufdringlich verständlich gemacht und ihr Bestand so gesichert werden konnte, dass sie auch beim Absitzen oder Besteigen durch Besucher keinen Schaden nehmen können. Wo Mauerzüge für eine Überdachung in ihrer Höhe ergänzt werden mussten, war ein Vorgehen in Form einer Anastylose nicht mehr ausreichend. Zum einen machten solche Ergänzungen ein Volumen an Werkstücken notwendig, das schlichtweg nicht mehr zu beschaffen war, im Weiteren hätte die Ausführung in traditioneller Mauertechnik viel zu viel Zeit in Anspruch genommen und in der Folge auch zu hohe Kosten verursacht. Zum Zweiten war ja in keinem Fall die genaue ursprüngliche Höhe dieser Mauern bekannt oder nachweisbar, was aus Gründen der Restaurierungsethik eine Vorspiegelung traditioneller Maueransichten verbot. Auch in diesen Fällen wurden die Mauern folglich vom höchsten erhaltenen Punkt ausgehend abgetreppt nach unten ergänzt, um ein statisch sicheres Auflager für die Ergänzungen zu erhalten. Diese selbst wurden in einem Baukastensystem aus normierten Stahlboxen ausgeführt, welche mit Sandsteinbruch aus dem Grabungsschutt gefüllt wurden. Dadurch konnten die Ergänzungen deutlich als Zutat der Restaurierung erkennbar gestaltet, tektonisch und farblich aber unaufdringlich ins gesamte Erscheinungsbild integriert werden. Die Stahlboxen selber bestehen aus einem Rahmen aus Winkelprofilen, die Flächen aus Armierungsnetzen. Zur farblichen Integration ins Gesamtbild wurden die Boxen oberflächlich mit Klebeharz eingestrichen und eingesandet. In gleicher Weise werden auch die Umfassungsmauern auf der Nordseite der Villa in ihrer Höhe ergänzt.
VI. Ez Zantur IV: Restaurierungsarbeiten – Die Massnahmen im Einzelnen
Die Restaurierung der Bodenbeläge
Alle Bodenbeläge, insbesondere in den für die Besucher schliesslich zugänglichen Räumen, müssen derart konserviert und restauriert werden, dass sie den Belastungen durch Begehen widerstehen können. Dazu werden die zerbrochenen Platten ausgebaut, die Fragmente mithilfe von Epoxy-Klebemörtel zusammengeklebt und die sanierten Platten dann in einem Kalkmörtelbett wieder in ihrer ursprünglichen Position eingebaut. Fehlpartien in nur fragmentarisch erhaltenen Platten werden mit einem Acrylharz-gebundenen Steinergänzungsmörtel aufgefüllt, vollständig fehlende Platten durch neu geschnittene Werkstücke ersetzt. Um in der winterlichen Regenperiode einen ausreichenden Abfluss des Meteorwassers sicherstellen zu können, wird das ursprüngliche Drainagesystem mit seinen Abläufen und unterirdischen Kanälen vollständig freigelegt, restauriert und wieder in Betrieb genommen. Das gesammelte Abwasser kann später in einer noch aufzufindenden Zisterne auf der südwestlich unterhalb der Villa gelegenen Felsterrasse gespeichert werden.
Die in einzelnen Räumen ausgegrabenen Fragmente von Opus-sectile-Bodenbelägen werden konserviert. Mithilfe von ausgegrabenen Platten sollen die Muster an ausgewählten Stellen den Besuchern verständlich gemacht werden. Aus konservatorischen Gründen können aber Raumteile mit derartig wertvollen, aber besonders im fragmentarischen Zustand sehr fragilen Bodenbelägen für die Besucher nicht zugänglich gemacht werden. Bedingt durch die nur bis auf eine gewisse Höhe erhaltenen Umfassungsmauern dieser Räume werden aber solche Bodenfragmente problemlos von anstossenden Räumen aus zu besichtigen sein.
Ein Spezialfall unter den Bodenbelägen findet sich im Baderaum Nr. 14 mit seiner Hypokaustanlage. Hier wurde der Hohlraum zwischen den Backsteinpfeilern vollständig freigelegt und sorgfältig gereinigt. Anschliessend wurden die umgestürzten und teilzerstörten Pfeiler am ursprünglichen Standort wieder aufgebaut. Fehlende quadratische oder kreisrunde Backsteine wurden mit Werkstücken ergänzt, die aus rot eingefärbtem Kalkmörtel hergestellt wurden. Die zerbrochenen Deckplatten aus Dachziegeln oder dicken Bipedalbacksteinen wurden mithilfe eines Epoxy-Klebemörtels verklebt und restituiert. In der Nordostecke wurde eine Partie des Bodens offen gelassen, um den Besuchern einen Einblick in die Hohlkonstruktion zu ermöglichen. 2003 werden schliesslich noch die sechseckigen Bodenplatten aus Sandstein über den Deckplatten in ein Kalkmörtelbett eingebracht.
VI. Ez Zantur IV: Restaurierungsarbeiten – Die Massnahmen im Einzelnen
Die Restaurierung der Wandmalereien
Alle in situ entdeckten Wandmalereifragmente wurden bereits während der vorangehenden Grabungskampagnen konserviert. Ihre Oberfläche wurde mithilfe von Skalpell und Pinsel mechanisch gereinigt, die Pigmente der Malschicht mit Kieselsäureestern und Polymethylmetacrylat gesichert. Lose Partien des die Malereien tragenden Verputzes wurden mittels Injektionen mit Kalkkasein gesichert. Um die erhaltenen Fragmente der Wandmalereien zu sichern, wurden die Trägerverputze grossflächig mit Kalkmörtel ergänzt.
In der Zwischenzeit wurden die anlässlich der Grabung geborgenen Fragmente aufbereitet, indem sie gereinigt, zusammengesetzt und auf ein Glasfasernetz als Träger übertragen wurden. 2003 werden diese neu hinzugewonnenen Fragmente in die in situ verbliebenen Partien auf den entsprechenden Mauern integriert. Mittels Versuchen und Mustern soll dann in enger Zusammenarbeit mit B. Kolb ermittelt werden, inwieweit noch zusätzliche Restaurierungsmassnahmen wie Retouchen oder die Visualisierung des Gesamtkonzepts der einzelnen Darstellungen notwendig sind.
VI. Ez Zantur IV: Restaurierungsarbeiten – Die Massnahmen im Einzelnen
Die Restaurierung der Stuckdekorationen
2002 hat B. Kolb die Fragmente der Stuckdekoration von Raum 1 eingehend untersucht und erforscht. Die Resultate dieser Arbeit haben ganz unmittelbar die Höhendimensionen der Konstruktion für die Überdachung beeinflusst, da diese ja sicherstellen muss, dass das Dekorationssystem voll in den Innenraum integriert und für die Besucher sichtbar und verständlich gemacht werden kann.
2003 sollen nun die einzelnen Register und Elemente dieser Stuckdekorationen durch Zusammenstellen und Fixieren der Fragmente auf Wabenplatten ausschliesslich mit dem vorhandenen Bestand wieder hergestellt werden. Die Platten mit den darauf angebrachten Fragmenten können dann an den Rahmen der Metallboxen fixiert und so an ihrem vermuteten ursprünglichen Standort wieder angebracht werden. Auch hier muss dann mittels Versuchen und Mustern in enger Zusammenarbeit mit dem Grabungsleiter B. Kolb ermittelt werden, inwieweit noch zusätzliche Massnahmen wie Retouchen oder die Visualisierung des Gesamtkonzepts mittels Zeichnungen oder Stuck-Rekonstruktionen notwendig sind.