The International Ez Zantur Project

Preliminary Report on the 2002 restoration season at ez Zantur

by Bernhard Kolb and Ueli Bellwald

V. Ez Zantur IV: Restaurierungsarbeiten – Die Richtlinien für das Projekt

Die ausgegrabene Villa ist ein archäologisches Denkmal, eine Ruine. Trotz den bedeutenden Resultaten der wissenschaftlichen Erforschung des ausgegrabenen Bestandes sind wesentliche Partien ihrer ursprünglichen äusseren und inneren Erscheinungsform und Gestaltung nicht genau nachvollziehbar. Alle konservatorischen und restauratorischen Eingriffe haben diese Tatsache zu respektieren. Grössere sichtbare Interventionen wie die Überdachung von einzelnen Räumen mit zu schützenden Innendekorationen sind deshalb auf die Anforderungen des Monuments selber zu beschränken.

Das restaurierte archäologische Denkmal soll schlussendlich ein Museum seiner selbst sein, es soll sich selbst als Wohnhaus einer hoch gestellten Persönlichkeit der nabatäischen Gesellschaft präsentieren, Zeugnis vom hohen kulturellen Niveau von Petras Bürger während der Blütezeit der Stadt ablegen.

Die aus konservatorischen Gründen notwendigen Überdachungen sollen dem Grundriss und der volumetrischen Struktur des Gebäudes folgen und diese für den Besucher sichtbar werden lassen. Insbesondere soll damit verdeutlicht werden, dass das Gebäude von einem System aus offenen Höfen und geschlossenen, zweistöckigen Flügeln bestand. Um die Nachvollziehbarkeit der Grundrissstruktur nicht zu beeinträchtigen, dürfen die Schutzdächer keine eigene Struktur und Geometrie in den Gebäudekomplex einbringen, sondern das Volumen und die Gestalt eines jeden Raums berücksichtigen. Von der zur Konservierung archäologischer Stätten häufig angewandten Massnahme eines Schutzdachs in der Gestalt einer alles überspannenden Haube oder Halle muss deshalb Abstand genommen werden. An ihre Stelle sollen Kuben treten, welche sich auf die jeweiligen Räume beschränken und als oberen Abschluss deren Decken versinnbildlichen. Als Bedachungsmaterial sollen die ausgegrabenen und ergänzten Bestände der originalen Bodenbeläge des ersten Obergeschosses dienen.

Die provisorische Umzäunung, welche das Grabungsgelände bisher vor ungebetenen Besuchern zu schützen hatte und Ziegen, Schafe und andere Tiere fernhielt, soll durch die ergänzten Aussenfassaden des Gebäudes selbst ersetzt werden. Dabei sollen sich die Ergänzungen des ergrabenen Bestandes auf das notwendige Minimum beschränken und sicherstellen, dass nirgendwo ein einfaches Überspringen der Mauern möglich ist. Unter geschickter Ausnutzung der Topografie des Hügelsporns, auf dem die Villa errichtet wurde, können diese Ergänzungen auf die Nordseite beschränkt werden.

Soweit als möglich sollen alle Ergänzungsmassnahmen in der Form einer Anastylose, d. h. mit originalem, ausgegrabenem Baumaterial, ausgeführt werden. Wo solches nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, soll versucht werden, Werkstücke aus anderen Grabungsdepots in Petra zu beschaffen.

Für die Ausführung aller Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten soll weitestgehend auf die ursprünglich beim Bau der Villa eingesetzten Materialien und Technologien abgestellt werden. Um dieses Vorgehen sicherzustellen, wurden bereits in den vorangehenden Kampagnen die meisten der angetroffenen Baumaterialien analysiert. Aufgrund der vorgenommenen Analysen konnten bereits die meisten für die Ausführung notwendigen Materialrezepte formuliert, angewandt und getestet werden. Die Anwendung solcher „low technologies“ stellten zudem sicher, dass alle vorgesehenen Arbeiten problemlos mit den angelernten, lokalen Mitarbeitern ausgeführt werden können. Dadurch kann auch der spätere langfristige Unterhalt des Monuments sichergestellt werden.

Der Einsatz komplizierter und moderner Materialien und Technologien soll ausdrücklich auf konservatorische und restauratorische Eingriffe im engeren Sinne, d. h. auf die Bereiche Wandmalerei, Stuckaturen, Skulpturen und andere Steinwerkstücke, beschränkt werden. Aber auch in diesen Bereichen muss berücksichtigt werden, dass die Lage der Villa und die ausserordentlichen klimatischen Bedingungen sowie die allgemeinen Abeitsumstände einen Einsatz von „high sophisticated systems“ verbieten.

Wo immer sich eine Möglichkeit bietet, sollen die bei der Ausgrabung zutage geförderten Elemente der ursprünglichen Innendekoration restituiert werden.