The International Ez Zantur Project

Nabatäischer Wohnluxus am Rande der Wüste

Von Raphael Sutter. Basler Zeitung, Nummer 303, 30. Dezember 1998, Seite 34

Seit 1988 untersuchen Wissenschafter unter der Leitung des Archäologischen Seminars der Uni Basel das Wohngebiet der nabatäischen Stadt Petra in Jordanien. Die Ergebnisse der jüngsten Kampagne werden jetzt in einer Kabinettschau im Antikenmuseum und Sammlung Ludwig vorgestellt.

1812 wurde das in Vergessenheit geratene Petra, die Hauptstadt des nabatäischen Königsreichs, vom Basler Johann Ludwig Burckhardt wiederentdeckt. Berühmt sind die Felsengräber, die auch schon als Kulisse von Hollywood-Streifen wie „Jäger des verlorenen Schatzes“ herhalten mussten.

1988 bis 1994 untersuchten Archäologen der Universität Basel unter der Leitung von Professor Rolf A. Stucky auf zwei Grabungsplätzen nabatäische Privatbauten. Damit sollten wichtige Aufschlüsse über die Lebensgewohnheiten der anfänglich nicht sesshaften Nabatäer gewonnen werden. Das von der Schweizerisch-Liechtensteinischen Stiftung für archäologische Forschungen im Ausland (SLSA) getragene Projekt warf tatsächlich ein neues Licht auf die Privatarchitektur und die Lebensgewohnheiten der Nabatäer. Die Ergebnisse der Grabungen unter Rolf Stucky sind 1996 publiziert worden.

Seit 1996 arbeitet nun eine Equipe des Archäologischen Seminars unter der Leitung von Bernhard Kolb in Petra an der Freilegung eines grossflächigen nabatäischen Privatbaus aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Auch in diesem Herbst hielt sich ein Team zehn Wochen in Petra auf. Die wichtigsten Resultate dieser Kampagne werden nun als eine Art „Werkschau“ in einem Nebenraum des Kunstlichtsaals im Antikenmuseum und Sammlung Ludwig gezeigt.

Augenfällig ist die luxuriöse Ausstattung dieses nabatäischen Wohnhauses am Rande der Wüste. Die Repräsentationsräume waren mit reicher Stuckarchitektur und Wandmalerei ausgestattet. Ein in der Ausstellung zu sehendes Fragment der oberen Abschlussplatte eines Kapitells zeigt einen in Hochrelieftechnik gearbeiteten Kopf einer jungen Frau, der aus einer Weinranke herauszuwachsen scheint. „Diesem Fund kommt besondere Bedeutung zu, weil es sich um das erste aus Petra bekannte Kapitellfragment mit Bildnisschmuck handelt“, betont Grabungsleiter Kolb.

Auch die Wandmalereien, die sich an spätaugusteische Vorbilder anlehnen, sind sehr bemerkenswert, wenngleich die provinzielle Kunstfertigkeit nicht zu übersehen ist.

Interessant ist ein während der jüngsten Grabungsarbeiten gemachter Fund von rund hundert tönernen Siegelabdrücken des 2. und 3. Jahrhunderts nach Christus, die unter dem Schutt des grossen Erdbebens von 336 begraben lagen. „Dieser Fund kommt einer kleinen Sensation gleich, handelt es sich doch um die ersten in Petra gefundenen Zeugnisse dieser Art“, erklärt Kolb. Die gestempelten Vorderseiten der Siegelabdrücke zeigen die Stadtgöttin Tyche von Petra mit der charakteristischen Stadtmauerkrone.

Als eine der bezeichnendsten nabatäischen Kunstgattungen gilt die bemalte Feinkeramik, die erstmals von Stephan Schmid umfassend untersucht worden ist. Er hat eine allgemein akzeptierte Entwicklung dieser Feinkeramik erarbeitet, die sich in vier verschiedene Phasen gliedert. Diese sind durch die Gefässform, die Wanddicke und die Bemalung voneinander unterscheidbar. Beispiele der typischen nabatäischen Keramik werden ebenfalls in der Ausstellung gezeigt.

Die Funde aus Petra können als Leihgaben dank dem Entgegenkommen der jordanischen Behörden in Basel ausgestellt werden. In den kommenden Jahren sollen die weiteren Resultate der Grabungen in der alten Nabatäerstadt jeweils wieder durch kleine Ausstellungen im Antikenmuseum dokumentiert werden.